„Was hat mich hierher geführt?“ Ein Erfahrungsbericht
Ein Erfahrungsbericht unserer Schülerin Anne C. Weihe aus der Klasse NB 17 der berufsbegleitenden Altenpflegeausbildung.
Wie schnell die Zeit vergeht. Gerade erst, so scheint es mir, habe ich mich mit Ende dreißig für die nebenberufliche Ausbildung zur Altenpflegerin und Diakonin entschieden – und schon befinde ich mich in der Mitte des zweiten Ausbildungsjahres… Was hat mich hierhergeführt? So glücklich ich über diese Entwicklung meines Lebenswegs bin, so ungeplant hat sie sich ergeben. Bis vor wenigen Jahren gab es für mich nur leidenschaftliche Forschung und ehrenamtliches Arbeiten im Besuchsdienst meiner Gemeinde und in der Flüchtlingshilfe. Mein politikwissenschaftliches Studium liegt lang zurück, doch durch glückliche Fügungen konnte ich mich anschließend mehrere Jahre meinem Herzensthema widmen: der Bedeutung des menschlichen Spielvermögens überall dort, wo wir den Ernst des Lebens spüren. In dieser Zeit ist aber noch viel mehr geschehen: eine tiefe Freundschaft mit einer 90-Jährigen ist gewachsen, der Tod meiner geliebten Oma und unzählige Begegnungen mit SeniorInnen, die irgendwo in Berlins lärmender Mitte ihr stilles Leben leben. Meine starke Faszination für das Alter(n) war für mich eine völlig neue Entdeckung. Und es erschien mir plötzlich so, als müsste nun alles zuvor Gelernte – und auch mein Glaube – in ihren Dienst gestellt werden.
Zurzeit arbeite ich als Pflegehelferin in einem Wohnbereich, der auf Demenz und psychiatrische (Sucht-)Erkrankungen spezialisiert ist. Die wöchentlichen Schulbesuche helfen mir sehr dabei, meine dort gesammelten Erfahrungen einzuordnen, zu erweitern und Schritt für Schritt in professionalisierte Handlungsformen einzubinden. Besonders begeistert bin ich vom hohen Engagement und der großen Hilfsbereitschaft aller DozentInnen, von der Vielfalt der Lehrinhalte und der ganzheitlichen Sicht auf Menschen, die darin Ausdruck findet. Aber auch auf den lebendigen Austausch in meiner Klasse, der immer sehr offen, lehrreich und tolerant ist, freue ich mich Woche für Woche aufs Neue.
In der Zukunft möchte ich eine altenpflegerisch verwurzelte Diakonin auf anthropologischer Spurensuche sein. Die Arbeitsmarktlage macht mir einige Hoffnung, dass dieser seltsam klingende Beruf tatsächlich lebbar sein wird. Außerdem glaube ich, dass immer mehr Menschen entdecken werden, dass gerade die Altenpflegeausbildung eine Vielzahl von spannenden, individuell ausgestaltbaren beruflichen Kombinations- und Fortbildungsmöglichkeiten bietet – jedenfalls all‘ jenen, die sich für Menschen und das Leben, so wie es nunmal ist, wirklich interessieren.